Das kleinste neue Flaggschiff von Samsung soll die Kunden ansprechen, denen 1.000 Euro für ein Smartphone deutlich zu viel ist. Dafür muss man aber auch bei den Features Abstriche hinnehmen. Ob das S10e dennoch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis unter Samsungs Topmodellen bietet, lesen Sie im Test.
Dass Samsung dieses Jahr ein Flaggschiff-Trio vorstellen würde, war schon länger vermutet worden, schließlich hat sich auch Apple mir dem iPhone XR zu einem abgespeckten und günstigeren Modell entschieden, nicht jeder kann oder will 1.000 Euro oder mehr für ein Smartphone berappen. Das Galaxy S10e geht also mit einem gehobenen Oberklasse-Preis von 749 Euro an den Start, wobei man es mittlerweile im Internet schon für unter 700 Euro bekommt.
Verzichten muss man dafür auf den Ultraschall-Fingerabdrucksensor der größeren Samsung-Topmodelle Galaxy S10 und Galaxy S10+. Außerdem löst der Bildschirm niedriger auf, die abgerundeten Bildschirränder fallen weg und es gibt nur eine Dual-Kamera. Moderne High-End-Features wie Wireless Power Share oder die Aufnahme von HDR+-Videos bleiben aber erhalten.
Landet Samsung damit auf einem "Sweet Spot" für die Käufer? Und für wen lohnt sich der Aufpreis zum Galaxy S10 und Galaxy S10+? Diese und viele weitere Fragen wollen wir nun beantworten. Um das Gerät besser einordnen zu können, nehmen wir die beiden Schwestermodelle in die Vergleichsgeräte auf, ebenso wie das iPhone XR. Außerdem weitere Oberklassegeräte wie das Honor View 20 oder das OnePlus 6T.
Samsung Galaxy S10e (Galaxy S Serie)
Prozessor
Samsung Exynos 9820
Grafikkarte
ARM Mali-G76 MP12
Hauptspeicher
6144 MB
Bildschirm
5.8 Zoll 19:9, 2280 x 1080 Pixel 435 PPI, kapazitiver Touchscreen, AMOLED, Corning Gorilla Glass 5, spiegelnd: ja
Massenspeicher
128 GB UFS 2.1 Flash, 128 GB
Gewicht
150 g
Preis
749 Euro
Gehäuse
14,61 Zentimeter oder 5,8 Zoll beträgt der Bildschirmdurchmesser des Galaxy S10e, es ist damit das kleinste unter den diesjährigen Samsung-Flaggschiffen. Samsung setzt auf ein Display, das nahezu die gesamte Vorderseite einnimmt, die Kamera ist in der oberen rechten Ecke platziert, eine Notch gibt es nicht. Der Gedanke dahinter: Da das Seitenverhältnis des Displays 19:9 beträgt, der Bildschirm also deutlich breiter ist, als das 16:9-Format, in dem Videos dargestellt werden, verschwindet die Kamera beim Anschauen von Videos in den schwarzen Streifen links und rechts vom Videoinhalt.
Das Galaxy S10e bekommt eine zusätzliche Farbvariante spendiert: Neben den von den größeren Geschwistern bekannten Farben Schwarz, Grün, Blau und Weiß mit Perlmutteffekt gibt es auch eine knallgelbe Farbvariante. Hauptsächlich sichtbar ist die Farbe an der Rückseite, der Metallrahmen ist je nach Modell ebenfalls unterschiedlich eingefärbt. Die Keramikrückseite des Galaxy S10+ gibt es beim S10e nicht, hier muss man mit normalem Glas vorlieb nehmen, wie beim Galaxy S10 zieht das viele Fingerabdrücke an. Unterschied: An Vorder- wie Rückseite kommt Gorilla Glas 5 zum Einsatz, die teureren Modelle besitzen Gorilla Glas 6 an der Front, das höhere Stürze aushalten soll als die Vorgängergeneration.
In Sachen Verarbeitung und Spaltmaße muss man sich keine Sorgen machen, dass Samsung gespart hätte: Hier ist alles auf absolutem Top-Niveau. Das Gewicht fällt mit 150 Gramm sogar angenehm leicht aus, gegenüber dem Galaxy S10 beträgt Unterschied allerdings nur 7 Gramm. Das Galaxy S10e ist nach IP68 wasser- und staubdicht.
Ausstattung
Während die teureren Modelle in unterschiedlichen Speichervarianten angeboten werden, muss man beim Samsung Galaxy S10e mit 128 GB Massenspeicher und 6 GB RAM vorlieb nehmen. Das ist aber immer noch eine zeitgemäße Speicherausstattung für ein Top-Gerät. Zumal man den Massenspeicher erweitern kann: Per microSD-Karte lässt sich der Speicherplatz um bis zu 512 GB vergrößern. In diesem Fall muss man allerdings auf einen der beiden SIM-Slots verzichten.
microSD-Karten im ExFAT-Dateisystem werden problemlos gelesen, als internen Speicher kann man die Karten aber nicht formatieren. Wer seine App-Dateien auslagern will, muss das erst in den Entwickler-Optionen aktivieren.
Samsung hat bisher bei allen seinen Flaggschiff-Modellen einen 3,5mm-Klinkenanschluss verbaut und auch das Galaxy S10e bringt den kreisrunden Anschluss mit. Der früher zur Standardausstattung gehörende IR-Blaster ist aber ebensowenig vorhanden, wie ein FM-Radio. Bluetooth 5.0 unterstützt die Ansprache von zwei Geräten gleichzeitig, allerdings gibt es kein aptX HD, was die Übertragung von Hi-Res-Audio an Bluetooth-Geräte verhindert.
Software
Als Grundlage des Systems dient Android 9.0. Darüber installiert der Hersteller die noch recht neue One UI, die uns gut gefällt: Aufgeräumt und modern kommt sie daher und bietet auch einen Dark Mode, der auf Wunsch auch nur nachts aktiviert werden kann. Das grundsätzliche Design beruht darauf, dass der obere Bereich des Bildschirms für Mitteilungen, der untere Teil für die Bedienung genutzt wird. Zudem ist Samsungs KI-Assistent Bixby nun noch stärker integriert: Mit Routinen kann er dem Nutzer alltägliche Aufgaben automatisch abnehmen.
Bloatware gibt es auf dem S10e nicht allzuviel, die üblichen Samsung-Apps sind vorinstalliert und auch einige Microsoft-Apps, diese können nicht deinstalliert, sondern nur deaktiviert werden.
Kommunikation und GPS
WiFi 6 und damit die neuste Generation der WiFi-Netzwerke ist auch beim Samsung Galaxy S10e an Bord. Dank MIMO-OFDM, also einer feineren Signalaufteilung können Konflikte mit anderen Geräten im Netzwerk reduziert werden und dadurch die Geschwindigkeit deutlich gesteigert werden. Zudem gibt es gegenüber WiFi 5 oder 802.11 ac einen höheren maximalen Datendurchsatz.
Unser Referenzrouter Linksys EA8500 unterstützt WiFi 6 noch nicht, das Galaxy S10e muss sich also in WiFi 5 mit den anderen Geräten messen. Hierbei zeigt es sich beim Empfang von Daten etwas langsamer als die Vergleichsgeräte, beim Senden aber immerhin auf einer Höhe mit dem Galaxy S10+. In der Praxis ist das S10e wie seine Familienmitglieder flott, sticht aber aus der Masse auch nicht heraus.
Kameras
Erste Aufnahmen einer exklusiven Foto-Tour mit dem Galaxy S10e präsentieren wir Ihnen unten, ebenso wie ein Slow-Motion-Video.
Zubehör und Garantie
An Zubehör findet sich das Übliche in der Packung: Ein Ladegerät und ein USB-Kabel, sowie ein SIM-Tool und einige Schriftstücke. Darüber hinaus legt Samsung USB-OTG-Adapter bei, mit denen man andere USB-Geräte mit dem Galaxy S10e verbinden kann. Das Samsung-Handy bringt auch ein Headset mit, das von AKG optimiert wurde.
Neben teuren Extras wie den Galaxy Buds oder einer Galaxy Watch Active gibt es auch diverse Cover, die speziell für das Galaxy S10e angepasst sind: Einerseits das Clear View Cover, bei dem man das Cover nicht öffnen muss, um die Grundfunktionen des Smartphones zu nutzen. Knapp 55 Euro will Samsung dafür haben. Das LED View Cover zeigt die Nachrichten hingegen über spezielle Symbole an und kostet knapp 65 Euro. Günstiger wird es mit einem Silikon-Cover für knapp 30 Euro oder dem Standing Cover für knapp 35 Euro. Die passende induktive Ladestation kostet um die 100 Euro.
In Sachen Garantie bietet Samsung 24 Monate, auf den Akku 12 Monate. Flüssigkeitsschäden sind weiterhin ausgenommen, einen solchen Fall gäbe es laut Samsung aber auch nur äußerst selten. Mehr Infos, was der Hersteller dazu zu sagen hat, finden Sie im Test des Galaxy S10.
Wer seine Garantie erweitern möchte, der kann Samsung Care+ nutzen, dann sind auch Displaybruch und die erwähnten Flüssigkeitsschäden automatisch abgedeckt. Für 24 Monate kostet Care+ 149 Euro, allerdings muss man im Reparaturfall nochmals 79 Euro Pauschale bezahlen und die Versicherung ist auf zwei Fälle im Servicezeitraum beschränkt.
Leistung
Erste Benchmarks haben wir bereits eingetragen, darin liegt das Galaxy S10e in etwa auf einer Höhe mit dem Galaxy S10 und S10+.
Beim Speicher muss man sich mit 128 GB UFS-2.1-Speicher begnügen, andere Varianten stehen nicht zur Verfügung. Die Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung sind auf üblichem Niveau, wobei hier das Honor View 20 seine Konkurrenten deutlich ausstechen kann.
Unsere microSD Toshiba Exceria Pro M501, die wir als Referenz verwenden, wird problemlos gelesen. Die Geschwindigkeiten sind ebenfalls auf normalem Niveau, es gibt aber durchaus Geräte, die Daten noch ein wenig flotter auf die microSD transferieren.
Vorläufiges Fazit
Nach den ersten Tests zeigt sich erstmal eine Tendenz. Diese ist aber schon recht positiv: Wer auf die Triple-Kamera verzichten kann und auch kein Keramik-Gehäuse benötigt, der wird vermutlich beim Galaxy S10e nicht sehr viele Einbußen hinnehmen müssen und kann einige hundert Euro sparen im Vergleich zu den teureren S10-Modellen.
Natürlich muss man mit der einen Speicherkonfiguration auskommen und wie beim Galaxy S10 und S10+ gilt: Ein wirklicher Innovationsträger ist das Samsung Galaxy S10e nicht. Aber ein sehr solides High-End-Smartphone, das mittlerweile sogar schon etwas im Preis gefallen ist.